Allgemein
Was steckt hinter unserer Informationskampagne? Studienprotokoll von MiMi-Reha Kids auf Frontiers publiziert
Welcher wissenschaftliche Ansatz leitet unser Projekt? Was wird genau untersucht und evaluiert? Wieso ist MiMi-Reha Kids so wichtig sowohl für die Praxis als auch für die Wissenschaft?
Das alles wird in einem Artikel der Projektbeteiligten von der Universität zu Lübeck und des Ethno-Medizinischen Zentrum beschrieben. Das Projektprotokoll erschien vor kurzem auf Frontiers, einer wichtigen Forschungsplattform, die für alle zugänglich ist. Von unserer Projektarbeit kann so eine internationale Community profitieren und sich inspirieren lassen, ähnliche Projekte durchzuführen.
Zum Artikel geht es hier…
Abschlusstagung von MiMi-Reha Kids am 15. Mai in Hamburg
Welche Ergebnisse haben wir gemeinsam in unserem Projekt erzielt und wie formen unsere Erfahrungen künftige Projektarbeit? Welche Impulse gibt die Forschung für eine Chancengleichheit bei der Gesundheitsversorgung und wie kann es erreicht werden, dass sich eine diversitätssensible Versorgung im Gesundheitsbereich auch für Menschen mit Migrationsbiografie etabliert? Diese und weitere Fragestellungen haben uns bewegt. Projektverantwortliche der beiden Rentenversicherungen, Netzwerkpartner:innen, Gesundheitsfachkräfte und viele Mediator:innen aus Berlin und Hamburg- viele Gäste haben online oder vor Ort in den Räumlichkeiten der DRV-Nord an unserer Abschlusstagung teilgenommen, mitdiskutiert und sich rege ausgetauscht. Wir danken allen Referierenden für die wertvollen Anregungen und allen Teilnehmenden für ihr Interesse und ihre Unterstützung.
Nähere Einblicke gibt es im Tagungsheft….
Nouhou (Noah) Manneh – Mediator seit 2020
Erfahrungsbericht Nouhou (Noah) Manneh
MiMi-Mediator seit 2020
„Das Interesse der Männer und Frauen an den Informationen und ihre Gespräche darüber, dass sie viel aufmerksamer mit ihren Kindern umgehen wollen, hat mich wirklich sehr berührt.“
Mein Geburtsland ist die Elfenbeinküste, meine Eltern stammen aus Gambia. Seit über zehn Jahren lebe ich in Deutschland. Ich habe hier studiert und schreibe derzeit an meiner Dissertation.
Ich habe 2020 an der ersten Schulung MiMi-Reha Kids in Hamburg teilgenommen und muss zugeben, dass mein Wissen in Gesundheitsfragen und Gesundheitssystemen sehr gering war. Durch dieses Projekt konnte ich viel über die chronischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen lernen und mir wurde klar, dass bestimmte Anzeichen, die bei Kindern und Jugendlichen auftreten, Symptome von chronischen Erkrankungen darstellen, die behandelt werden müssen. Und mir wurde klar, dass es auch in meinem Umfeld Kinder mit chronischen Erkrankungen gibt.
Ich bin sehr aktiv in einer Moschee in Hamburg. Dort haben über einige Stockwerke verteilt Communities aus Gambia, der Elfenbeinküste, Guinea-Conakry, Mali, Niger und Burkina-Faso mit Gebetsräumen ihre eigenen Moscheen und treffen sich. Ich beherrsche mehrere lokale Sprachen, dazu auch Deutsch, Englisch und Französisch. Wenn ich eine Sprache nicht spreche, habe ich die Infoveranstaltung auf Französisch, der Amtssprache dieser Länder, gemacht.
Infoveranstaltungen in Moscheen
Die Moscheen waren sehr günstige Orte für die Organisation der Veranstaltungen. Hier sind perfekte Räumlichkeiten mit Sitzmöglichkeiten und viel Platz für eine Präsentation mit dem Beamer und es gibt eine ruhige Atmosphäre für Gespräche. Bei meinen Infoveranstaltungen in den verschiedenen Communities wurde ich von den Imamen und deren Teams sehr unterstützt. Zum Beispiel hat der Imam Adama Sylla von der Community Elfenbeinküste das Freitagsgebet genutzt, um alle Teilnehmenden zu meiner Infoveranstaltung einzuladen. Daher waren meine Veranstaltungen immer sehr gut besucht.
Im Laufe meiner Infoveranstaltungen habe ich gemerkt, dass ich nicht der Einzige bin, der diese Krankheiten bei Kindern nicht kannte oder nicht wusste, dass es eine Behandlung in einer Klinik gibt. Die Menschen aus unseren Communities sind nicht informiert.
Alle im MiMi-Programm vorgestellten Krankheiten waren für viele Teilnehmer normal. Sie haben gedacht, dass das eben so ist und dass man das hinnehmen muss. Nach meinen ersten Infoveranstaltungen haben viele Teilnehmer angefangen nachzudenken und erst später verstanden, worum es geht. Dann hat es sich in den Moscheen herumgesprochen, dass ich diese Infoveranstaltungen mache und die Communities haben mich eingeladen.
Infoveranstaltungen mit Männern
Die meisten Infoveranstaltungen habe ich für Männer gemacht. Imame und Lehrer waren sehr motiviert und haben die Männer für meine Veranstaltungen mobilisiert, überhaupt ihr Interesse geweckt und sie waren meistens dabei. Das war sehr wichtig, weil die Lehrer und die Imame großen Einfluss haben.
„Diese Krankheiten sind uns unbekannt und wir wussten nichts. Wer hatte jemals Informationen über diese chronischen Krankheiten von Kindern? Niemand, also bleiben Sie bitte dran und machen Sie sich Notizen.“
Imam Idrissa Yaro, Moschee Rawda, Borgfelder Straße, Hamburg
Infoveranstaltungen mit Frauen
Frauen, die sich in den meisten Familien intensiver um die Gesundheit der Kinder kümmern, waren über chronische Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen und die Behandlungen in einer medizinischen Reha Klinik auch kaum oder gar nicht informiert. Sie waren sogar überrascht zu erfahren, dass diese chronischen Krankheiten den Fortschritt von Kindern in der Schule verlangsamen können.
Das Thema psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen hat in den meisten Infoveranstaltungen, ob mit den Männern oder mit den Frauen zu ernsten Gesprächen geführt. Eltern erleben ja, dass ihre kleineren und größeren Kinder manchmal nicht mit ihnen reden wollen oder nach der Schule rumsitzen und den Kopf hängen lassen oder gar nicht in die Schule gehen wollen. Dass auch Kinder Depressionen oder Angststörungen haben können und dann Hilfe bekommen können, war vielen nicht klar. Die Infoveranstaltungen haben vieles angestoßen.
Eine der Frauen sagte nach der Präsentation zu mir:
„Wir freuen uns sehr, informiert zu werden. Wir werden uns fortan nach Kräften bemühen und immer mit den Kindern sprechen und sie fragen wie es ihnen geht, wie es in der Schule war.“
Antragscoaching
Ich habe auch Familien geholfen, die einen Reha-Antrag für ihre Kinder stellen wollten. Die meisten Kinder hatten Probleme mit ihrer Sprachentwicklung. Wir haben uns oft mehrere Male getroffen. Meistens hatten die Kinder noch einige Arzttermine vor sich, damit eine Diagnose gestellt werden konnte. Man muss zum Beispiel sicher sein, dass die Kinder keine Probleme mit dem Hören haben. Wir haben auch versucht, die Erziehungszeiten bei der Deutschen Rentenversicherung anrechnen zu lassen. Das dauert dann einfach länger. Ich bin sehr gespannt, wie es den Kindern nach der Reha geht.
„Ich habe selbst vier Kinder und weiß, wie wichtig ihre Gesundheit ist, damit sie gut lernen und aufwachsen können. Deshalb habe ich die Frauen, Kinder und Jugendlichen zusammengerufen.“
Adama Diarrassouba, Organisationsteam Moschee Borgfelder Straße
Infoveranstaltungen im Park
Ich habe auch Infoveranstaltungen draußen gemacht. Die Präsentation zum Beispiel im Hammerpark erfolgte auf Einladung der Moschee Borgfelder Straße und anderer Gemeinden aus anderen afrikanischen Ländern. Dieses Treffen findet jeden Sommer unter massiver Beteiligung muslimischer und christlicher Frauen statt. 35 Menschen haben teilgenommen. Überhaupt lockert es die Atmosphäre auf, wenn es etwas zu essen gibt. Die Leute sind entspannter.
Es war eine Gelegenheit für mich, sehr verschiedenen Gemeinschaften zu erreichen, indem ich sie über chronische Krankheiten informierte, die den Fortschritt von Kindern in der Schule behindern können. Broschüren und Flyer wurden verteilt, Fotos gemacht, um die guten Erinnerungen festzuhalten.
„Wir leben schon so lange in Deutschland und wissen so wenig. Es ist unsere Pflicht, unsere Menschen über chronische Erkrankungen und die Rehabilitation zu informieren.“
Harouna Garba, Organisationsteam Moschee Borgfelder Straße
Durch die Informationen in den Parks konnte ich vielen Leuten von unserem Projekt erzählen. Die Fragen wurden nicht nur von den Teilnehmern gestellt, sondern auch von Passanten, die die Sonne genossen.
Infostände
Ab dem Sommer 2022 habe ich auf Kultur-, Stadtteil und Sportfesten einen Stand mit unseren Materialien aufgebaut. An einem Tag während der gambischen Kulturtage fand einen ganzen Tag lang viele Fußballturniere statt. Hier konnte ich viele Eltern aber besonders Jugendliche ansprechen.
Einen anderen Infostand habe ich beim Kulturfest Fleetplatz Anfang September in Neuallermöhe gemacht. Hier leben sehr viele Menschen mit Migrationsgeschichte.
Meine Erfahrungen
Viele Menschen in den Communities sind jetzt so lange in Deutschland, dass sie hier Kinder bekommen haben. Diese Kinder fühlen sich als Deutsche und kennen oft die Herkunftsländer ihrer Eltern nicht. Die meisten Eltern haben ursprünglich gedacht, dass sie nur ein paar Jahre lang hier arbeiten und dann in ihre Heimatländer zurückkehren. Aber die Rückkehr wird von Jahr zu Jahr verschoben und vielen wird langsam klar, dass eine Rückkehr ins Heimatland nicht mehr wahrscheinlich ist. Die Eltern machen sich langsam bewusst, dass die Zukunft ihrer Kinder in deutschland liegt.
In den Communities wird daher die Ausbildung der Kinder und deren Zukunftschancen für ein Leben in Deutschland zu einem neuen und sehr wichtigen Thema. Viele Eltern haben keine gute Schulbildung, sie arbeiten hart und haben oft mehrere Jobs, um zu überleben. Die Eltern haben wenig Zeit, sich um ihre Kinder zu kümmern; die Kinder laufen oft nur am Rande mit.
Ich habe mit meinen Infoveranstaltungen einen kritischen Punkt angesprochen und über die Botschaft „Eure Kinder müssen gesund sein, um gut lernen zu können und eine gute Zukunft zu haben.“ meine Teilnehmenden zum Nachdenken angeregt.
Mir ist klar geworden, dass die Menschen in den Communities generell viel zu wenig über Gesundheit wissen und Infos in ihren Muttersprachen brauchen. Meine Infoveranstaltungen fanden zum richtigen Zeitpunkt statt. Es wäre gut, wenn es Infomaterial in diversen afrikanischen Sprachen geben könnte.
Nouhou (Noah) Manneh, März 2023
Erfahrungen aus der Reha
Selam Yemane* lebt mit ihrem 6-jährigen Sohn Johannes* in Hamburg. Johannes hat Probleme mit seiner Sprachentwicklung. Nach einigen Untersuchungen im Universitätsklinikum Eppendorf haben die Ärtzt*innen Frau Yemane geraten, Johannes bei einem Reha-Aufenthalt behandeln zu lassen. Im Frühjahr 2022 hat Sheriffo, einer unserer Mediatoren, Frau Yemane bei der Antragstellung für eine medizinische Reha unterstützt. Es hat eine Weile gedauert, aber schließlich waren Mutter und Sohn im Januar 2023 für vier Wochen gemeinsam in der Reha-Klinik Werscherberg bei Osnabrück. Dort haben sie gemeinsam mit sechs anderen Kindern und deren Begleitpersonen in einem eigenen Haus gewohnt.
Die Klinik ist auf die Behandlung der meisten Formen von Kommunikationsstörungen bei Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Der Behandlungsansatz ist ganzheitlich, d.h. neben einer Sprachtherapie hat Johannes dort auch ergotherapeutische, bewegungstherapeutische und psychologische Einzel- und Gruppentherapiestunden gemacht.
Bei einem Gespräch nach dem Reha-Aufenthalt erzählt uns Selam Yemane, dass die Reha mit Therapien, Sport und Spielen Johannes ganz viel Spaß gemacht hat. Wenn Johannes jetzt spricht, überrascht er sie oft damit, welche neuen Wörter er gelernt hat. Im Elterngespräch hat Frau Yemane auch erfahren, dass Johannes nicht nur bei seiner Sprachentwicklung Unterstützung braucht, sondern auch dabei, sich länger konzentrieren zu können. Jetzt weiß sie, mit welchen Übungen sie ihm zu Hause dabei helfen kann.
Obgleich die Mutter erzählt, dass es für sie in der Klinik mit den anderen Müttern oder Vätern manchmal nicht ganz einfach war, will Selam Yemane nach Ablauf der vorgeschriebenen kurzen Pause sofort eine zweite Reha für Johannes beantragen.
„Für Johannes‘ gesamte Entwicklung ist es wichtig, dass er schnell möglichst gut sprechen lernt. Ich will, dass er dabei alle Hilfe bekommt, die er haben kann.“
*Namen von uns geändert
Neujahrsgruß MiMi-Reha Kids
Abschlussfeste Hamburg und Berlin
MiMi Abschlussfest Hamburg und Berlin
Das MiMi-Reha Kids Projekt blickt Ende 2022 auf 6 erfolgreiche Vollschulungen, 125 ausgebildete Mediator:innen, mehr als 300 Info-Veranstaltungen, über 50 Antragscoachings, mehrere Antrags- und Spezialisierungsschulungen an unseren beiden Projektstandorten Berlin und Hamburg.
Insgesamt haben wir damit unsere Ziele übertroffen! Demnächst geht die aktive Projektarbeit in die Evaluationsphase über, weswegen wir die Mediator:innen aus allen drei Jahrgängen zu Abschlussfesten in Hamburg und Berlin eingeladen haben. Das Hamburger Abschlussfest fand im schönen Stadtteil Ottensen am 25. November statt; in Berlin feierten wir am 2. Dezember in unserer Projektzentrale. Herr Ramazan Salman, Geschäftsführer und Gründer des Ethno-Medizinischen Zentrums und Projektleiter des MiMi-Reha Kids Projekts, war beim Berliner Fest mit von der Partie. Die Bilder unten geben einen kleinen Einblick über die beiden Veranstaltungen zum Jahresende.
Unser besonderer Dank gilt den MiMis, die sehr engagiert zum Erfolg des Projektes beigetragen haben. Wir bedanken uns herzlich bei Euch, liebe MiMis, für die wunderschönen drei Jahre und hoffen, dass unsere gemeinsamen Bemühungen hier nicht enden, sondern nachhaltig weitergetragen werden.
„Vertraue Dir selbst, dann kannst Du auch anderen vertrauen!“
Gespräch mit der 18-jährigen Viola über ihre Erfahrungen in der Reha
Als Säugling hatte Viola vermutlich eine Hirnhautentzündung. Seitdem leidet die heute 18-Jährige an einer Spastik und kann ihre linke Körperhälfte schlecht kontrollieren. Nach diversen Operationen in ihrem Herkunftsland kam Viola vor knapp sieben Jahren mit ihrer Familien aus dem Irak nach Berlin. Auch hier wurde sie dreimal operiert. Viola kann alleine stehen, ansonsten nutzt sie einen Rollstuhl, um mobil zu sein.
Vor kurzem hat Viola eine mehrwöchige Reha in der VAMED Klinik Hohenstücken in Brandenburg gemacht. Die Klinik ist auf die Behandlung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit neurologischen Erkrankungen spezialisiert. Unsere Mediatorin Awan hat die Familie bei der Antragstellung unterstützt. Nun ist Viola bereit, mit uns über ihre Erfahrungen in der Reha zu sprechen. Wir wollen wissen, wie für Viola neben Behandlungen und Therapien der Alltag in der Klinik war und was ihr der Aufenthalt dort konkret gebracht hat. Ende November besuchen wir, Anette Metzger und Humda Qamar, die beiden Standortkoordinatorinnen aus Hamburg und Berlin, Viola in der Wohnung der Familie in Berlin-Neukölln.
Viola, Du hast 2019 schon einmal eine Reha gemacht. Wann habt Ihr als Familie zum ersten Mal über das Thema Reha gesprochen?
Zuerst haben wir gar nicht gewusst, dass es so etwas überhaupt gibt. Wir hatten damals eine Familienhelferin und die hat uns davon erzählt. Dann haben wir mit der AOK gesprochen. Im Dezember 2019 bin ich zum ersten Mal drei Wochen in die Reha gegangen. Damals mit meiner Mutter, weil ich mich nicht getraut haben, allein in die Klinik zu gehen.
Vor kurzem hast Du Deine zweite Reha ganz alleine absolviert. Was waren Deine schlimmsten Befürchtungen?
Als ich gehört habe, dass ich allein in die Reha gehen soll, habe ich geweint. Ich wollte nicht. Das war für mich schwierig. Aber dann habe ich entschieden, dass ich es versuche und es hat gut geklappt. Das muss ich sagen (lacht).
Was hat Dir Sorgen gemacht?
Seit 18 Jahren versorgt mich meine Mutter. Sie macht alles für mich. Es war für mich schwer, dass ein anderer Mensch meinen Körper sieht und mich bei den alltäglichen Dingen, wie Waschen, Anziehen, Zurechtmachen berührt. Ich habe kein Vertrauen in andere Menschen gehabt. Als ich allein in die Klinik gegangen bin, waren die ersten beiden Tage daher schwierig. Ich konnte nicht sagen, was ich möchte, was nicht und was ich brauche. Aber das hat nach kurzer Zeit gut geklappt, weil ich mehr Vertrauen hatte und mich getraut habe dem Pflegepersonal zu sagen, wenn ich Hilfe brauche.
Hast Du andere Jugendliche in Deinem Alter kennengelernt?
Nein, ich wollte lieber für mich allein sein und war deshalb auf der Kinderstation untergebracht. Ich war mit einem kleinen Mädchen zusammen in einem Zimmer und sie war wie eine Schwester für mich. Die war ganz lieb und ich habe nach den Therapien ein bisschen mit ihr gespielt. Das war toll. Ich vermisse sie richtig. Sie ist eine Woche vor mir entlassen worden. Danach habe ich mein Zimmer mit einem fünfzehnjährigen Mädchen geteilt und wir schreiben uns heute noch. Und ich habe mich mit einem gleichaltrigen Praktikanten angefreundet. Immer wenn mir langweilig wurde, haben wir Uno oder Karten gespielt. Das fand ich gut.
Was hast Du sonst in Deiner Freizeit in der Klinik gemacht?
Ich habe mir Bücher mitgenommen. Und die haben mich abgelenkt und beschäftigt, damit ich nicht immer nur am Handy sitze.
Was hat Dich am meisten in der Klinik überrascht?
Ich selbst habe mich am meisten überrascht. Ich habe vorher nicht gewusst oder nicht darüber nachgedacht, was ich alleine schaffen kann und was nicht. Wobei brauche ich Hilfe, wobei nicht? Und dass alles so gut geklappt hat, das hat mich am meisten überrascht.
Was hast Du aus der Klinik mit nach Hause genommen?
Ich arbeite jetzt mehr allein. Früher war ich vielleicht ein bisschen faul und habe immer meine Mutter gebeten, Sachen für mich zu machen. Ich habe gelernt, selbstständiger zu sein. Zum Beispiel kämme ich jetzt selbst meine Haare und ziehe mich allein an. Auch wenn das noch ein bisschen länger dauert. Aber egal, das kann ich bald schneller.
Was würdest Du einer Familie sagen, die Angst davor hat mit einem Kind zusammen in die Reha zu gehen?
Ich würde der Familie sagen, dass in so einer Klinik viele nette Leute sind, auch Erzieherinnen, die den Kindern viele Sachen beibringen. Und ich finde gut, wenn Kinder nicht immer nur bei ihren Eltern bleiben, denn wenn man immer nur mit seinen Eltern zusammen ist, hilft das nicht für die Zukunft.
Was würdest Du Jugendlichen sagen, die nicht alleine in die Klinik gehen wollen?
Ich würde denen sagen: Du musst erstmal Dir vertrauen, darauf vertrauen, dass Du mehr kannst, als Du denkst. Vertraue Dir selbst, dann kannst Du auch anderen vertrauen!
Herzlichen Dank für das Gespräch.
MiMis aus Berlin und Hamburg kommen zusammen zur Schulung „Folgen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“
Heute hat der Deutsche Ethikrat im Rahmen einer Bundespressekonferenz in Berlin seine Ad-hoc-Empfehlung „Pandemie und psychische Gesundheit. Aufmerksamkeit, Beistand und Unterstützung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in und nach gesellschaftlichen Krisen“ veröffentlicht und vorgestellt. Darin empfiehlt der Ethikrat, die Versorgungssituation junger Menschen, die in Krisensituationen psychische Probleme entwickeln, schnell und nachhaltig zu verbessern.
Vor einer Woche haben wir am Samstag, 19. November 2022 im MiMi-Reha Kids Projekt genau zu diesem Thema eine Spezialisierungsschulung mit dem Titel „Folgen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, mit Herrn Björn Tharun, Chefarzt Abteilung für Kinder- und Jugendpsychosomatik der Fontane-Klinik Mittenwalde, als Referenten durchgeführt.
Herr Tharun stellte aktuelle Zahlen und Statistiken vor und nach der Pandemie vor, die die allgemeinen und insbesondere die psychischen Folgen von Corona für die jüngeren Menschen beleuchten. Anschließend wurden Entwicklung, Folgen und Auswirkungen der Pandemie diskutiert und welche psychischen Erkrankungen deutlich zugenommen haben. Das Fazit war keine Überraschung, aber wie gravierend die psychischen Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche war schockierend. Wir möchten unsere Mediator:innen auf diesem Weg weiterhin bekräftigen, ihre Arbeit als MiMi fortzuführen und für Kinder und Jugendliche da zu sein. Danke für eure Arbeit, MiMis!
Die Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates zu ihrer Ad-hoc-Empfehlung finden Sie hier: https://www.ethikrat.org/mitteilungen/mitteilungen/2022/ethikrat-kinder-jugendliche-und-junge-erwachsene-in-gesellschaftlichen-krisen-nicht-alleinlassen/
Journalistenbesuch beim Reha-Kids Team in Berlin
Die Deutsche Rentenversicherung gibt vierteljährlich die Zeitschrift „Zukunft Jetzt“ heraus. Im Frühjahr bekamen wir Besuch von Herrn Felix Schnellbacher, einem Redakteur, der einen Artikel über MiMi-Reha Kids schreiben wollte. Projektleiterin Dr. Flaminia Bartolini erläuterte in einem Interview, welche Hintergründe und Ziele das Projekt hat und welchen besonderen Stellenwert ein Gesundheitsprojekt mit Migrant*innen für Migrant*innen im deutschen Gesundheitswesen einnimmt. Im Anschluss konnte Felix Schnellbacher eine unserer Mediator*innen zu ihrer Arbeit befragen. Noor arbeitet auch als Stadtteilmutter und vermittelte lebhaft welche Erfahrungen sie bei der Antragsunterstützung von Familien mit chronisch kranken Kindern in Zusammenarbeit mit den Fachärzt*innen und den Sozialpädiatrischen Zentren macht.
Es freut uns, dass die Arbeit unserer MiMis auf diese Weise gewürdigt wird. Sie nehmen eine wichtige Vermittlerrolle zwischen dem Gesundheitssystem und rehabedürftigen Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien ein.
MiMi-Reha Kids – damit Kinder mit Migrationsgeschichte ein möglichst gesundes Leben führen und erfolgreich an der Gesellschaft teilhaben können.
Den Artikel haben wir hier für Euch/Sie verlinkt: Artikel_in_ZUKUNFT_JETZT_DRV