Mimi - Das projekt
Module - wie funktioniert das projekt
A Schulungentranskultureller Mediator:innen
An den beiden Projektstandorten Berlin und Hamburg wurden insgesamt sechs Schulungslehrgänge für die Ausbildung von MiMi-Mediator:innen für Kinder- und Jugendreha durchgeführt.
In den Schulungen ging es um die Vermittlung von theoretischem und praxisrelevantem Wissen zum Thema medizinische Rehabilitation für Kinder und Jugendliche. Außerdem wurden die Mediator:innen methodisch und didaktisch geschult, sodass sie ihr erworbenes Wissen bestmöglich weitergeben können.
B Infoveranstaltungen und Infostände für interessierte Familien und Jugendliche
Nach abgeschlossener Schulung führten die Mediator:innen herkunftssprachliche Infoveranstaltungen durch. Sie gaben ihr Wissen über die medizinische Rehabilitation für Kinder und Jugendliche weiter und klärten praktische Fragen. Eingeladen waren alle interessierten Personen.
Bei diesen Veranstaltungen erhielten die Teilnehmenden einen Wegweiser in ihrer Sprache, der die Inhalte der Veranstaltung ausführt. Beantwortet werden folgende Fragen: Was ist eine Reha und warum wird sie angeboten? Für wen ist sie besonders geeignet, was kann man mit ihr erreichen? Wer kann eine Reha beantragen? Was gibt es bei der Antragsstellung zu beachten? Was wird während der Reha gemacht? Dieser Wegweiser ist neben einer deutschen Version in elf weiteren Sprachen erhältlich. Diese Sprachen sind: Arabisch, Bulgarisch, Englisch, Italienisch, Kurdisch (Kurmandschi), Persisch, Polnisch, Russisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Spanisch und Türkisch. Neben diesen „offiziellen“ Projektsprachen brachten unsere Mediator:innen an beiden Standorten diverse andere Sprachen ein, wie zum Beispiel Chinesisch, Mandinka, Suaheli, Vietnamesisch, Hebräisch, Armenisch und viele Sprachen mehr. Um in den migrantischen Communities eine noch breitere Öffentlichkeit für unser Thema zu schaffen, waren die Mediator:innen mit Infoständen auf Stadtteil-, Sport- und Kulturfesten oder bei Gottdiensten präsent.
C Individuelle Antragunterstützung
Zusätzlich haben ausgebildete Mediator:innen in Berlin und Hamburg über einen Zeitraum von zwei Jahren individuelle Antragsunterstützung angeboten. Reha-Interessierte konnten dieses Angebot nutzen, um individuelle Hilfe und Unterstützung beim Ausfüllen des Reha-Antrags zu erhalten. Um dies zu unterstützen, hat das EMZ ein Manual entwickelt, das das Ausfüllen des Antrags Schritt für Schritt erklärt.
D Transkulturelle Fortbildungen für Fachkräfte
Das EMZ bot außerdem transkulturelle Fortbildungen für Fachkräfte wie zum Beispiel Ärzt:innen, Therapeut:innen, Sozialfachpersonal und Reha-Berater:innen an.
Ziel war die Sensibilisierung für kultur- und geschlechtsspezifische Barrieren und die Stärkung ihrer integrativen Kompetenzen hinsichtlich der Beratung von Personen mit Migrationsbiografie. Parallel zu den Fortbildungen wurde im Projekt eine Handreichung zu transkultureller Kompetenz für Fachkräfte erarbeitet. Damit soll auch langfristig die transkulturelle Öffnung der relevanten Institutionen (wie Reha-Kliniken oder Beratungsstellen) vorangebracht werden.
Forschung und evaluation
Das MiMi-Reha-Kids-Projekt wurde während der gesamten Laufzeit durch das Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck wissenschaftlich begleitet. In dieser Zeit hat die Universität zu Lübeck nicht nur unsere Mediator:innen, sondern auch mehr als 2.000 Teilnehmer:innen der Informationsveranstaltungen zu Umsetzung des Projekts befragt. So konnten schon während der aktiven Projektphase Anpassungen vorgenommen und Abläufe verbessert werden. Die Daten aus diesen Befragungen zeigen beispielsweise, dass wir Menschen aus mehr als 50 verschiedenen Geburtsländern in unseren über 300 Informationsveranstaltungen erreichen konnten und nach Ende der Veranstaltungen über 80 % der Teilnehmenden nach Selbsteinschätzung über ein gutes oder sehr gutes Wissen zur medizinischen Rehabilitation in Deutschland verfügen.
Außerdem wurden in großen Befragungen mit Unterstützung der Deutschen Rentenversicherung Berlin-Brandenburg, der Deutschen Rentenversicherung Bund und der Deutschen Rentenversicherung Nord jedes Jahr etwa 1.000 Familien mit einem chronisch erkrankten Kind in Berlin und Hamburg befragt, um herauszufinden, ob MiMi-Reha-Kids zu einer verbesserten Inanspruchnahme des Rehabilitationsangebots durch migrantische Familien beitragen konnte. Diese Daten werden derzeit ausgewertet.
Unsere mediator:innen
Die MiMi-Mediator:innen für Kinder- und Jugendreha sind gleichermaßen Vorbild und Vermittler:in.
Ihre Aufgabe war es, Familien mit Migrationsbiographie über die Möglichkeiten der Kinder- und Jugendrehabilitation in Deutschland aufzuklären – in einer gemeinsamen Sprache und sensibel für die Hintergründe der jeweiligen gemeinsamen Kultur. So konnten die Mediator:innen zur Verbreitung der Informationen zur Kinder- und Jugendrehabilitation und einer langfristigen Verbesserung der Gesundheitschancen von migrantischen Kindern und Jugendlichen beitragen – eine für die Mediator:innen spannende und abwechslungsreiche Aufgabe, die sie mit vielen Menschen zusammengebracht und viele neue Erfahrungen generiert hat. Für ihre Tätigkeit erhielten die Mediator:innen ein Honorar.
Einen bestimmten beruflichen Hintergrund brauchten MiMi-Mediator:innen für Kinder- und Jugendreha nicht. Wichtig war, dass sie über gute Kenntnisse der deutschen sowie ihrer ersten Sprache verfügen. Sie sollten in ihrer Community gut vernetzt sein.
Alles, was die Mediator:innen darüber hinaus brauchten, bekamen sie von unserem Team. In den eigens entwickelten Schulungen haben wir die fachlichen und methodischen Kenntnisse für die Arbeit als MiMi-Mediator:in für Kinder- und Jugendreha vermittelt. Das passende Informationsmaterial für ihr Engagement erhielten die Mediator:innen von uns. Wir haben die Mediator:innen bei Ihrer Tätigkeit begleitet und waren bei Fragen und Problemen für sie da.
Wie die Mediator:innen die Schulung erlebten
Nach jedem Schulungstermin füllten die Teilnehmenden einen anonymisierten Fragebogen aus und meldeten an uns zurück, wie sie den Termin erlebt haben und was er ihnen gebracht hat. Nachdem an beiden Standorten in Berlin/Brandenburg und in Hamburg in zwei aufeinanderfolgenden Jahren je eine Schulung durchgeführt worden war, wurden diese Fragebögen am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck ausgewertet.
Hier einige Ergebnisse der ersten beiden Jahre:
- Unsere Mediator:innen sind von unter 20 bis über 60 Jahre alt. Wir finden das toll, da wir Menschen aller Altersgruppen erreichen wollen.
- Unsere Mediator:innen stammen aus über 30 verschiedenen Herkunfsländern. Wir begrüßen sehr, dass unsere Mediator:innen neben den Menschen, die unsere offiziellen Projektsprachen sprechen, noch viele weitere Communities erreichen können.
- Etwa die Hälfte der Teilnehmenden besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit, aber nur sechs Personen wurden in Deutschland geboren. Ein wesentlicher Punkt für das Gelingen unseres Projekts: Fast alle Mediator:innen haben selbst erlebt, wie schwierig das Leben in einem neuen Land am Anfang sein kann und nehmen ihre persönliche Erfahrungen bei der Unterstützung anderer mit.